Weisser Gangquarz Isolde Ulbig

Kieselstein des Monats November

Der Quarz

Diesmal ist der Kieselstein des Monats eines der häufigsten Gerölle in unseren Flüssen: Der Quarz, genauer die Bruchstücke von Quarzgängen aus den Gesteinsschichten der Alpen. Diese Quarzgerölle sind deshalb so häufig, weil Quarz sehr hart und chemisch widerstandsfähig ist und daher bei der Verwitterung und beim Transport „übrigbleibt“.
Die Quarzgerölle in Inn und Salzach sind meist rundlich bis stengelig und weisen oft Einbuchtungen und Rillen auf. Ihre Farben reichen von reinweiss bis schmutziggrau, charakteristisch ist das leichte, milchige Durchscheinen besonders an Kanten und Ecken („Milchquarz“). Typische Gangquarzgerölle enthalten oft noch Einschlüße von Muttergesteinen wie grauen Schiefer, grünen Feinsandstein, braunes Eisenkarbonat oder gelblichen Kalzit, was auf ihre Herkunft aus der Nördlichen Grauwackenzone (z.B. Kitzbühler Alpen) oder den Hohen Tauern schliessen läßt. Die Einschlüsse zeigen, daß diese Quarzgerölle ursprünglich ältere Quarzgänge in den Schiefern und Gneisen der Zentralalpen waren, die dann bei der Entstehung der Alpen zerbrochen und gefaltet wurden.
Viele der Quarzkiesel haben eine lange Transportgeschichte hinter sich. Bereits am Ende des Alttertiärs, vor etwa 25 Mio Jahren, wurden in den heutigen Zentralalpen Kristallingesteine mit Quarzgängen freigelegt. Die widerstandsfähigen Gangquarze bildeten Kiesschichten auf den alpinen Decken. Reste davon haben sich als „Augensteinschotter“ auf den Hochflächen der Nördlichen Kalkalpen, z. B. dem Steinernen Meer und dem Tennengebirge, erhalten. Diese „Augensteinschotter“ wurden zusammen mit Abtragungsschutt anderer Gesteine im Miozän, vor ca. 20 – 10 Mio. Jahren ins Alpenvorland geschwemmt und bilden die heutige „Obere Süßwassermolasse“. Während der Eiszeiten wurden weitere Quarzgänge in den Alpen freigelegt und als Geschiebe ins Vorland transportiert, aber auch die Quarzkiesel aus den Molasseablagerungen sind – nach einer bewegten Geschichte – in den Kiesbänken von Inn und Salzach zu finden.
Autor: Albert Ulbig