
Gleich einmal zugegeben: Das Bild ist nicht scharf! Aber ich habe von dieser Vogelart kein besseres, das wie dieses Bild nahezu ideal all das zeigt, was ich in der Lösung besprechen möchte. Und genau deshalb habe ich es ausgewählt.
Hinweisen möchte ich noch auf die Tatsache, dass sich der Vogel gerade in der Mauser befindet, bei der in diesem Fall die Steuerfedern am Schwanz ausgewechselt werden. Erfahrene Feldornithologen erkennen daran, dass es sich um ein adultes Exemplar und nicht um einen Jungvogel handelt. Diese zeigen im Normalfall ein makelloses Gefieder.
Viel Spaß beim Tüfteln, das für Greifvogelspezialisten ganz sicher nicht lange dauern wird. Vielleicht ist es aber für Interessierte ein Einstieg, sich etwas näher mit den Greifvögeln und deren spannender Bestimmung zu beschäftigen.
Die Auflösung dieses Rätsels finden Sie Ende Dezember dieses oder Anfang Jänner des kommenden Jahres gemeinsam mit der Vorstellung von Vogelrätsel Nr. 7 hier auf der Homepage der Zoologischen Gesellschaft Braunau!
Karl Billinger
Auflösung
Ja, der erste Eindruck stimmt nicht immer und der ist – zumindest für noch nicht allzu Versierte in der Greifvogelbestimmung – bei diesem Rätselbild die Spur, die zum Mäusebussard führt, weil sich die Flügel breit und unten kontrastreich hell-dunkel darstellen. Aber schon tauchen Zweifel auf: Sind nicht die Steuerfedern – wie die Schwanzbefiederung auch genannt wird – zu lang? Und hat nicht der Mäusebussard viele dunkle Querbänder an den Schwanzfedern und nicht wie dieser Vogel zwei ausgeprägte dunkle Bänder nahe der Schwanzwurzel.
Auf diesem Bild deutlich zu sehen ist auch der im Flugbild gar nicht auf einen Greifvogel hindeutende kleine, fast taubenähnliche Kopf.
Der Vogel schaut zwar einem Mäusebussard ähnlich, oft sogar zum Verwechseln ähnlich, aber es ist keiner. Auch die Ernährung ist anders: Er lebt zu einem hohen Prozentsatz von ausgegrabenen Nestern verschiedener Erdwespen und Hummeln.
Es ist der Wespenbussard Pernis apivorus, der, weil seine Hauptbeute früh im Jahr noch nicht zur Verfügung steht, erst im Mai bei uns auftaucht und der sein Brutgebiet, auch wenn in dieser Zeit die Wespen bei uns Hochsaison haben, schon im Frühherbst wieder verlässt. Er ist trotz der Ähnlichkeit nicht sehr nahe verwandt mit dem Mäusebussard, gehört auch zu einer eigenen Gattung, nämlich: Pernis und nicht Buteo.
Makabres Detail am Rande: Ein gar nicht kleiner Prozentsatz der ausgestopften „Mäusebussarde“, die in Jagdzimmern stolz zur Schau gestellt werden, ist an den beiden dunklen Schwanzbinden leicht als Wespenbussard zu erkennen …
Das folgende Bild zeigt denselben mausernden Wespenbussard in etwas anderer Haltung, bei der man die beiden bestimmungsrelevanten dunklen Querbänder an den Schwanzfedern noch besser sieht, dafür zeigt sich der taubenartige kleine Kopf, der den Vogel auch von einem Mäusebussard unterscheidet, nicht so gut. Darum wurde genau dieses Bild auch nicht als Rätselbild ausgewählt.

Das letzte Bild zeigt einen Mäusebussard im Revier der Rohrweihe. Man sieht, wenn man genau schaut, die zahlreichen feinen Querbänder am Schwanzgefieder, die ihn vom Wespenbussard unterscheiden. Den Kopf, der beim Mäusebussard deutlich greifvogelartiger aussieht als beim Wespenbussard, kann man auf diesem Bild zumindest erahnen:
