Eine Erfolgsgeschichte für den Schutz der Natur am Unteren Inn
Sie zählen Vögel, bestimmen Pflanzen und kennen das Untere Inntal wie ihre Westentasche. Die seit 1962 bestehende „Zoologische Gesellschaft Braunau“ hat sich zum Ziel gesetzt, die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu schützen, zu erhalten und interessierten Laien näher zu bringen.
Die Zoologische Gesellschaft Braunau wurde am 6. Jänner 1962 als Ortsgruppe der Österreichischen Zoologischen Gesellschaft im Mayr – Bräu in Braunau als „Braunauer Zoologische Gesellschaft“ aus der Taufe gehoben. Seit 1967 ist die Zoologische Gesellschaft Braunau ein eigenständiger Verein.
Die Braunauer Zoologische Gesellschaft hat feste Vortragstermine und Vereinstreffen an jedem ersten Samstag im Monat im Vereinslokal Eckinger Wirt in Ering. Als Vortragende wurden und werden international bekannte Referenten aus dem Bereich der Biologie eingeladen. Daneben berichten auch Vereinsmitglieder über Beobachtungen in der Region und auf Auslandsreisen. Die Teilnahme ist kostenlos. Zeitgleich wurde am Aufbau einer Bibliothek für naturwissenschaftliche Literatur gearbeitet. Die Sammlung befindet sich in Braunau und enthält inzwischen über 1000 Bücher und Zeitschriften.
Bereits von der Ortsgruppe der Zoologischen Gesellschaft Österreichs wurden Ausstellungen, Führungen und Reisen organisiert. Daneben gab es immer wieder Führungen auch für Laien im späteren Europareservat Unterer Inn, ab ca. 1990 zusammen mit dem Infocenter des Europareservats Unterer Inn, dem heutigen „Naturium am Inn“.
Das „Arbeitsgebiet“ der Zoologischen Gesellschaft Braunau war und ist auf österreichischer und bayerischer Seite des Unteren Inns. Durch die Begradigung im 19. Jhdt. und den Einstau der Kraftwerke im 20. Jhdt. wandelte sich der ursprüngliche Wildfluß in eine Kette von Seen mit einer neuen Pflanzen- und Tierwelt. Für viele Zugvögel entstand ein hervorragender Rastplatz. Mitglieder der Zoologischen Gesellschaft Braunau erreichten bei Fischern und Jägern, daß während der Zugzeiten der Vögel die Jagd und andere Störungen weitgehend unterblieben – lange bevor staatliche Beschränkungen erfolgten. Durch Erfassung und Veröffentlichung der Beobachtungen der biologischen Besonderheiten entlang des Unteren Inns wurde schließlich erreicht, daß das Gebiet als internationales Vogelschutzgebiet nach „Ramsar“- Kriterien anerkannt wurde, heute wird es auch als Flora – Fauna- Habitat bei der EU geführt. Der Flußlauf und die erhaltenen Auen sind jetzt auch als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Dabei ist das absolute Betretungsverbot der neugebildeten Inseln von besonderer Bedeutung für eine ungestörte Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt am Inn.
Im Lauf der Jahrzehnte wurden die Inseln durch Schilf überwuchert, aus Weidendickichten wuchsen bis zu 30 m hohe Bäume, die seit vielen Jahren Nistplätze für ein Seeadlerpaar bieten. Viele Erkenntnisse über die Tier- und Pflanzenwelt des Unteren Inn waren nur so umfassend möglich, weil Mitglieder der Zoologischen Gesellschaft Braunau unabhängig von Instituten und staatlichen Stellen grenzübergreifend beobachteten und Daten zusammenführten.
Die Zoologische Gesellschaft Braunau führt heute eigenständig und in Partnerschaft mit anderen Naturschutzorganisationen verschiedene Projekte durch. Einen Schwerpunkt bildet seit 1969 die Wasservogelzählung am Unteren Inn. Seit 2009 wird zusammen mit dem Bund Naturschutz regelmäßig ein familienfreundlicher „Geo- Tag der Artenvielfalt“ auf besonders artenreichen Flächen am Inn durchgeführt. Ziel ist die möglichst vollständige Erfassung der vorhandenen Tier- und Pflanzenarten.
Die Zoologische Gesellschaft Braunau gibt jährlich ein Mitteilungsheft heraus, das Beiträge von Mitgliedern, aber auch externe Forschungsergebnisse enthält und international als Fachzeitschrift der „Lebenswissenschaften“ anerkannt ist. Die Mitteilungen enthalten neben Beobachtungen zur Fauna und Flora am Unteren Inn Listen der jährlichen Vogelzählungen, Berichte über Forschungen auch außerhalb des Inntals und die mehrtägigen Exkursionen der Gesellschaft. Die Finanzierung des Mitteilungsheftes und etwaiger Auslagen von Referenten erfolgt durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Die Artikel der bisher erschienen Mitteilungen der Zoologischen Gesellschaft Braunau können in der Datenbank „ZOBODAT“ des Biologiezentrums Linz im Internet heruntergeladen werden.
Bezüglich ihrer Mitglieder setzt die Zoologische Gesellschaft Braunau auf österreichisch – bayerische Freundschaft. Die 150 Naturfreunde, denen Walter Sage heute als Obmann vorsteht, kommen etwa zu gleichen Teilen aus Österreich und Deutschland.
Unter den Mitgliedern sind Experten und Laien gleichermaßen. Sie alle vereint die Begeisterung für die heimische Fauna und Flora. Die „Laien“ profitieren bei Führungen, Vorträgen und Diskussionen vom Wissen der Spezialisten im Verein. So gibt es in der Gesellschaft Experten für Sing- und Wasservögel, Pilze, Amphibien, Reptilien, Insekten, Pflanzen, Steine, Säugetiere und vieles mehr.
Bei Anfragen per Post oder e-mail unterstützen diese Experten auch gerne bei der Bestimmung von Tieren, Pflanzen und Mineralen und Fossilien, dies ist natürlich kostenlos.