Diesmal ist der Kieselstein des Monats ein seltenes, aber sehr auffälliges Geröll in unseren Flüssen: Der Radiolarit. Dieses meist rote, sehr harte Kieselgestein ist selten gut gerundet, meist sind nur Kanten und Ecken abgeschliffen. Die Flächen zeigen fast immer Absplitterungen, die noch nicht glattgeschliffen wurden. Der Radiolarit dient auch als „Leitgeröll“ für Kiesschüttungen aus den Alpen, da er nur dort vorkommt.
Der Radiolarit aus den Alpen besteht aus feinkristallinem Quarz und enthält oft noch Reste der Schalen von Radiolarien, auch Strahlentierchen genannt. Diese mikroskopisch kleinen einzelligen Kieselalgen bilden ähnlich wie die Diatomeen Skelette aus Kieselsäure (Opal) und gehören zur Basis der marinen Nahrungskette. Namengebend sind die strahlenförmig abstehenden feinen Stacheln der Skelette.
Die toten Tiere sinken langsam auf den Meeresgrund und können in der Tiefsee Sedimente bilden. Unterhalb von 3000 – 5000 m Meerestiefe wird Kalk aufgelöst, am Meeresboden verbleibt dann kalkfreier, meist roter Tiefseeton.
Bei starkem Algenwachstum an der Meeresoberfläche und entsprechend hohem Anfall von Algenskeletten entstehen Sedimentschichten, die hauptsächlich aus Resten der Strahlentierchen bestehen und deshalb Radiolarit genannt werden. Während der Entstehung der Alpen bestanden im Oberjura, vor ca 160 Mio. Jahren, südlich von Ureuropa tiefe Meeresbecken. Hier herrschten zeitweise geeignete Bedingungen für die Ablagerung von Radiolariten, während in den nördlich davon gelegenen Flachmeeren keine Radiolarite entstehen konnten. Daher die eingangs erwähnte Eignung als „Leitgeröll“ für alpine Schotterschüttung. Durch Druck- und Temperaturerhöhung während der Alpenfaltung verfestigten sich die Radiolarienschlämme und wurden intensiv gefaltet. Heute findet man dieses Gestein entlang der nördlichen Kalkalpen von Oberösterreich bis in das Allgäu. Auch in der Schweiz gibt es im Deckenstockwerk des Penninikums Radiolarite.