Die Bestimmung der breiten Palette an Limikolen, die am unteren Inn auftauchen können, ist nicht immer einfach.
Zum einen, weil die Watvögel im Lauf des Jahres im Prachtkleid und im Schlichtkleid meist verschiedene Gefiedermerkmale zeigen. Wenn dann noch das Jugendkleid dazukommt, wird es natürlich nicht einfacher. Trotzdem lassen sich bei einiger Erfahrung die entscheidenden Kennzeichen auf einige wenige reduzieren.

Bei diesem Rätselvogel ist das Aufnahmedatum, der 8. September, für die Bestimmung nicht ganz unwichtig. Und nicht verzweifeln, wenn es nicht leichtfällt, die richtige Lösung zu finden. Die Bestimmung dieses Vogels ist definitiv nicht einfach!
Die Auflösung dieses Rätsels finden Sie in etwa einem Monat gemeinsam mit der Vorstellung von Vogelrätsel Nr. 8 hier auf der Homepage der Zoologischen Gesellschaft Braunau!
Über Anregungen und Kritik freue ich mich! Erreichbar bin ich unter k.billinger@eduhi.at
Auflösung!
Allgemeiner Tipp zum Bestimmen vor dem Loslegen: Das Heranziehen eines guten Vogelbestimmungsbuches ist hilfreich, weil dann kleine, aber für die Bestimmung wichtige Details, die im Text erwähnt werden, besser und bildhafter nachverfolgt werden können. So bleibt es eher im Gedächtnis und ist bei kniffligen Bestimmungssituationen draußen besser abrufbar.
Das Rätselbild zeigt einen Watvogel und, weil kein anderer und im Idealfall bekannter Vogel in der Nähe ist, kann man keine sicheren Angabe zur Größe machen. Der Schnabel ist annähernd gerade und mittellang. Die Schulterfedern und die Befiederung der Armschwingen ist schuppig und eine helle Streifung am Rücken ist deutlich sichtbar. Die Beine sind hell und die Handschwingen scheinen die Schwanzfedern deutlich zu überragen. Weiters zeigt sich ein deutlicher Augenstreif oder Überaugenstreif und ein Brustlatz, der sich vom hellen Bauch abzeichnet. Auf dem Bild wirkt der Vogel gedrungen, was zwar manchmal täuscht, aber die Unterscheidung zwischen den meist schlankeren und hochbeinigeren Wasserläufern und den kurzbeinigeren Strandläufern erleichtert.
Auf dem folgenden Bild des gleichen Exemplars zeigt sich die Rückenstreifung noch deutlicher:

Bei zwei Arten treffen einige der oben genannten Merkmale, aber nicht alle davon zu. Darum wird hier nach dem Ausschlussprinzip vorgegangen:
Die hellen Rückenstreifen und das schuppige Flügelgefieder findet man beim winzigen Zwergstrandläufer in ähnlicher Form, bei dieser Art ist aber der Schnabel deutlich kürzer und das Erscheinungsbild wesentlich kurzbeiniger. Und wenn wir schon bei den Beinen sind: Die Beine des Zwergstrandläufers sind ganz dunkel. Der kann es also nicht sein.
Kampfläufer haben schuppiges Flügelgefieder, aber man sieht bei ihnen aber nie die hellen Streifen am Rücken. Somit sind der etwas kürzere Schnabel des Kampfläufers im Vergleich zum Rätselbild und die geringere Flügelprojektion über das Schwanzgefieder nicht mehr für die Bestimmung wichtig. Weil die langbeinigen Wasserläufer (Grünschenkel, Bruchwasserläufer, Waldwasserläufer, Dunkelwasserläufer, Teichwasserläufer und Rotschenkel, aber auch Flussuferläufer) kein schuppiges Flügelgefieder aufweisen, kommen sie nicht in Frage.
Die kurzschnäbeligen Strandläufer Zwerg- und Temminckstrandläufer sowie der Knutt haben einen viel kürzeren Schnabel und bei denen mit längerem Schnabel (Alpenstrandläufer, Sichelstrandläufer und Sumpfläufer) ist dieser mehr oder weniger stark gekrümmt.
Was bleibt jetzt noch übrig, wenn man die Regenpfeifer (Kiebitz, Flussregenpfeifer) und die extrem langschnäbeligen Arten (Uferschnepfe, Bekassine, Brachvogel) außer Acht lässt?
Nun, der bis jetzt noch nicht näher besprochene Brustlatz, der bei diesem Jungvogel noch gar nicht wirklich deutlich ausgeprägt ist, führt hier zum Ziel. Bei Altvögeln ist dieser Brustlatz nämlich ganz deutlich, also viel deutlicher gegen den Bauch abgegrenzt als bei diesem Jungvogel. Es handelt sich um einen diesjährigen Graubruststrandläufer. Diese Art brütet in Ostsibirien, aber auch in Nordamerika und taucht nahezu alljährlich, meist im Herbst, manchmal auch im Mai am unteren Inn auf. Er bleibt aber ein sehr seltener Gast und eine hervorragende Bestimmungsübung für die (wenigen) Glücklichen, die ihn zu Gesicht bekommen.
Beim folgenden Bild, das eigentlich viel zu unscharf für eine Veröffentlichung ist, kommt die klar abgesetzte und namensgebende dunkelgraue Brust desselben Vogels deutlicher heraus und hätte als Rätselbild vermutlich weniger Probleme beim Bestimmen gemacht, aber ich hab mich nicht getraut, dieses schwache Foto als Rätselbild anzubieten. Als Abgangsfoto bin ich aber mutiger und hole es vor den Vorhang!
