Die Geschichte der Wasservogelzählungen und der ornithologischen Datenbank am Unteren Inn
Im Sommer 1968 beschlossen auf der deutschen Seite Josef H. Reichholf und auf der östereichischen Seite Georg Erlinger mit ihren Freunden, monatlich Zählungen der Vögel an den vier zentralen Innstauseen zwischen der Salzachmündung und Schärding durchzuführen. Die frühesten Mittmonatszählungen stammen vom August 1968. Die Zählergebnisse wurden stauraumweise zusammen gefasst und mit Schreibmaschine wurden Tabellen gefüllt, die auch heute noch Erstaunen hervorrufen. Die damals vorhandenen Scharen der verschiedenen Tauchenten und Blässhühner sind aus heutiger Sicht unvorstellbar. Die Zähler von damals waren es auch, die die Zoologische Gesellschaft Braunau gründeten.
Zu den Zählern der „ersten Stunde“ gehörten Georg Erlinger, Josef H. Reichholf, Wolfgang Wiesinger, Karl Pointner, Leopold Pammer, Helgard Riehm (später Reichholf Riehm), Walter Christl, Wolfgang Winsberger, Franz Segieth, Hans Utschick und Ingomar Gürtler.
Die vier Stauräume wurden bis 1978 von August bis April immer zur Monatsmitte gezählt, zwischen 1978 und 1982 liegen aber nur mehr Daten vom Innstausee Egglfing-Obernberg vor. Diese frühen Mittmonatszählungen stellen einen unglaublichen Schatz dar. Je mehr man sich mit den Daten beschäftigt, desto beeindruckender sind die Ergebnisse der Auswertungen.
Von 1982 bis 1987 gibt es, mit wenigen Lücken, nur Mittmonatszählungen von J.H. Reichholf vom Stausee Egglfing-Obernberg. Gerhard Pfitzner, damaliger Leiter der Naturkundlichen Station Linz und Herrausgeber der populärwissenschaftlichen Publikation ÖKo-L, rief gemeinsam mit dem Institut für Vogelkunde Garmisch, der bayrischen Koordinationstelle der Wasservogelzählungen, zum Neustart auf.
Frühere, aber auch neue Zähler beteiligten sich ab 1987 an der monatlichen Erfassung der Wasservögel. Während in ganz Oberösterreich nur in den Monaten November, Jänner und März gezählt wurde, griffen wir am Inn auf das bewährte Modell zurück, von September bis April zu zählen. Jetzt aber vom Innstausee Neuötting bis zur Mündung des Inns in die Donau. Und auch die Salzach zwischen der Landesgrenze zu Salzburg und der Mündung in den Inn wird seither erfasst.
Auf Anraten von Helgard Reichholf-Riehm hatte ich 1992 begonnen, meine eigenen Zähldaten und Beobachtungen in eine „selbstgeschnitzte“ Datenbank, die auf dem DOS-Programm dBASE III+ aufgebaut war, zu digitalisieren und die weiteren ornithologischen Feststellungen sowie solche aus Archivmaterialien zum unteren Inn in die Datenbank mit aufzunehmen.
Anlässlich zweier avifaunistischer Kongresse in Wien und Rosenheim erschien 1994 die Arbeit von Josef H. Reichholf „25 Jahre Wasservogelzählung am unteren Inn“ in den Mitteilungen der Zoologischen Gesellschaft Braunau, die weitgehend auf den Wasservogelzählungen fußte, die in der noch sehr jungen Datenbank ODUI gespeichert waren.
Seit 1987 werden also ohne Unterbrechung am unteren Inn und an der unteren Salzach monatlich die Wasservögel gezählt. Zusammen mit den Zähldaten aus dem Zeitraum 1968 bis 1982 ergibt das eine beeindruckende Datenreihe, die Grundlage für zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zur Avifauna des Unteren Inns bildet.
Karl Billinger