5.Der ausgedeichte Auwald
Die ausgedeichten Auwaldbereiche und ihre Insektenfauna zählen wohl langfristig zu den Verlierern der Flussbaumaßnahmen vergangener Tage. So wurden die Auen von den lebensnotwendigen Einflüssen des Inns isoliert und die Art der Bewirtschaftung hat sich wesentlich geändert. Standortfremde Baumarten wurden eingebracht, weite Bereiche wurden gerodet und einer intensiven Landwirtschaft geopfert. Regelmäßige Überschwemmungen bleiben aus und bei sogenannten Jahrhunderthochwassern, die wie zuletzt 2013 auch diese Flächen erreichen, werden die über Jahrzehnte im Stauraum abgelagerten Feinsedimente teilweise in solchen Massen in der Au abgelagert, dass sie wertvolle Habitate unzähliger Arten unter sich ersticken. Dennoch zählen die Auwälder entlang des Inns noch immer zu den artenreichsten Lebensräumen in der Region. Bedrohte Arten wie Großer Schillerfalter (Apatura iris), Kleiner Schillerfalter (Apatura ilia), Kleiner Eisvogel (Limenitis camilla), Großer Fuchs (Nymphalis polychloros), Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album), Fensterschwärmerchen (Thyris fenestrella), Auenwald-Winkeleule (Mesogona oxalina), Erlen-Pfeileule (Acronicta cuspis),Wiesenrauten-Goldeule (Lamprotes c-aureum), dessen Raupen man im Frühjahr an der Blattunterseite der Wiesenrauten finden kann, Blaues Ordensband (Catocala fraxini), Wiesenrauten-Kapselspanner (Gagitodes sagittata), Fliederspanner (Apeira syringaria) sowie bei den Käfern Moschusbock (Aromia moschata), Weberbock (Lamia textor) und der Violette Ölkäfer (Meloë violacea) sind hier zu finden.
Andere Arten wie Pappelglucke (Gastropacha populifolia) und Pappelkarmin (Catocala elocata) wurden bereits Jahrzehnte nicht mehr nachgewiesen. Die Pappelglucke wurde wohl Opfer der Einstellung der Niederwaldbewirtschaftung, was möglicherweise auch auf das Verschwinden des Pappelkarmins etwa zur selben Zeit zutreffen könnte. Die Niederwaldbewirtschaftung hat deren spezifische Lebensbedingungen immer wieder neu entstehen lassen, indem sie den Austrieb von Stammschösslingen an den alten Schwarzpappeln begünstigte, die so von deren Raupen genutzt werden konnten. In den oberen Stockwerken der Schwarzpappeln hingegen entwickeln sich unter anderem die Raupen des seltenen Hermelinspinners (Cerura erminea). Überhaupt kommt der Schwarzpappel für die Insektenfauna der Auen eine besonders gewichtige Rolle zu.
In Bereichen der Aue mit hoher Zahl von Frühlingsgeophyten neben mageren Wiesen, wie in der Erlauer Au oder auch am Rande des „Biotopackers“ bei Ering, kann man im Frühjahr auf eine ungewöhnliche Insektengemeinschaft treffen.Hier finden sich Kolonien der Weidensandbiene (Andrena vaga), in denen sich die Larven des Violetten Ölkäfers (Meloë violacea) sowie die des Großen Wollschwebers (Bombylius major) auf komplizierte Art parasitisch entwickeln.