Brennen Standort in der Kirchdorfer Au Walter Sage

6.Insektenfauna im Inn-Salzachbereich(Walter Sage)

6.Die „Brennen“ und der „Biotopacker“


6.1. Die „Brennen“

Brennenstandorte gibt es verteilt in den Innauen entlang des Europareservat einige. Sie entstanden auf ehemaligen kiesigen Anlandungen des Inns, die sich etwas über das Normalniveau erheben. Etwa um das Jahr 2000 wurden diese schon stark zugewachsenen Areale im Zuge des Life-Projekts „Unterer Inn mit Auen“ wieder freigelegt. Untypische Bäume und Sträucher wurden beseitigt und die offenen Flächen einer Pflege in Form einer jährlichen Mahd zugeführt. Durch die durchlässige Kiesschicht entstanden so wieder die ursprünglichen xerothermen und artenreichen Magerwiesen auf diesen Flächen. Auf solchen Magerrasen ist je nach Größe und Ausstattung meist eine sehr reichhaltige Insektenfauna zu finden. Dafür sorgt auch ein reichhaltiges Angebot an dominierenden Saug- und Raupenfutterpflanzen. ZypressenWolfsmilch (Euphorbia cyparissias), Echter Dost (Origanum vulgare), Gemeiner Wirbeldost (Clinopodium vulgare), Ziest (Stachys), Flockenblume (Centaurea), Skabiose (Scabiosa), Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum), Thymian (Thymus), Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum), Hornklee (Lotus), Wilde Möhre (Daucus carota), Pastinak (Pastinaca sativa), Bibernelle (Pimpinella), Braunelle (Prunella), Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare), Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium), Klebriger Salbei (Salvia glutinosa) u.a. sind meist auf allen dieser „Brennen“ zu finden.

Als typische wärmeliebende Schmetterlingsarten können hier Fliegen-Sackträger (Ptilocephala muscella), Malven-Würfelfleck (Pyrgus malvae), MalvenDickkopffalter(Carcharodus alceae), Kurzschwänziger Bläuling (Cupido argiades), Idas-Bläuling (Plebeius idas), Himmelblauer Bläuling (Polyommatus bellargus), Hummelschwärmer (Hemaris fuciformis), Sechsfleck-Widderchen (Zygaena filipendulae), Wolfsmilchschwärmers (Hyles euphorbiae) und in den Randregionen der Kleine Eisvogel (Limenitis camilla), angetroffen werden. Auch die in der Region seltene Gestreifte Zartschrecke (Leptophyes albovittata) und die Gemeine Sichelschrecke (Phaneroptera falcata) sind auf den Brennen zu finden und viele Libellenarten nutzen diese Flächen gerne zur Jagd.


6.2. „Der Biotopacker“

Im Jahre 1998 wurde über das Life-Projekt „Unterer Inn mit Auen“ vom Landkreis Rottal-Inn das Areal angekauft und bis heute durch die Gestaltung verschiedener Bereiche in den sogenannten Biotopkomplex „Biotopacker bei Eglsee“ umgestaltet. Auf einer Fläche von ca. 80.000 m² wurde der nährstoffreiche, mit Pestiziden belastete Oberboden abgetragen und abgefahren. Einige Bereiche wurden weiter bis zum Grundwasser abgetragen und es entstanden grundwassernahe Standorte. An anderen Stellen wurden Tümpel, Teiche und altwasserähnliche Wasserflächen angelegt. Mit Mähgutübertragung aus noch intakten Terrassenkanten und aus wieder aufgelichteten Brennen wurde versucht, wiesenartige Bestände auf den offenen Schotter- und Sandflächen anzulegen. Durch regelmäßige Mahd sollten sich dauerhaft artenreiche Wiesengesellschaften ausbilden und so das Überleben zahlreicher Arten sichern. Innerhalb der „Brennenstandorte“ am Unteren Inn liegen von dieser Fläche mit Abstand die meisten Daten zur Insektenfauna vor. Diese wurden unter anderem durch zwei „Geo-Tage“ und zahlreiche öffentliche Exkursionen und „Lichtfänge“ erhoben. So können heute Daten von über 200 Schmetterlings-, 41 Libellen-  sowie einigen Käferarten abgerufen werden.

Als Besonderheiten (RL-Arten) sollen hier Skabiosenschwärmer (Hemaris tityus), Wolfsmilchschwärmer (Hyles euphorbiae), Labkrautschwärmer (Hyles galii), Kurzschwänziger Bläuling (Cupido argiades), Idas-Bläuling (Plebeius idas), Himmelblauer Bläuling (Polyommatus bellargus), Rostgelber Magerrasen-Zwergspanner (Idaea serpentata) und die Schmalflügelige Schilfeule (Chilodes maritima) bei den Schmetterlingen sowie Glänzende Binsenjungfer (Lestes dryas), Früher Schilfjäger (Brachytron pratense), Gefleckte Smaragdlibelle (Somatochlora flavomaculata), Spitzenfleck (Libellula fulva) und Gebänderte Heidelibelle (Sympetrum pedemontanum) bei den Libellen angeführt werden. 2011 wurde der Östliche Blaupfeil (Orthetrum albistylum) erstmals auf dem Areal des „Biotopackers“ beobachtet und ist seither fester Bestandteil von dessen Libellenfauna. Auf den sandigen Wegen begegnet man im Frühjahr dem Dunklen Seidenkäfer (Maladera holosericea) und dem häufigen Gemeinen Staubkäfer (Opatrum sabulosum). Als Besonderheit und absolute Rarität der Käferfauna in Bayern kommen der Deutsche Sandlaufkäfer (Cylindera germanica) sowie der Wiener Sandlaufkäfers (Cylindera arenaria viennensis) lokal auf der Fläche vor. Sie können zwar fliegen, bewegen sich aber meistens laufend fort.